Wenn Morli plötzlich erblindet ! Ein ganz normaler Tag im Gnadenhof KatzenTRaum

Viele von Euch haben sicher noch nie einen Gnadenhof besucht und glauben, dass dieser wohl mit einem Tierheim vergleichbar ist. Dabei unterscheidet sich der Gnadenhof in vielen Dingen von gewöhnlichen Tierheimen und deshalb wollen wir euch einmal am Beispiel eines „gewöhnlichen“ Tages unsere Arbeit näherbringen.

Der Tag beginnt für unsere Miezen gegen 06:00 Uhr früh. Dabei ist es hier, wie ja auch beim Menschen, so, dass einige schon umtriebig durch die Räume spazieren, während sich Andere noch müde in ihren Bettchen räkeln. Jetzt ist es aber Zeit für einen ersten Kontrollgang, um zu sehen ob Alle wohlauf sind. Dabei werden auch eventuelle Hinterlassenschaften der Nacht beseitigt, schließlich beherbergen wir auch viele inkontinente Katzen. Bei kotinkontinenten Katzen muss jetzt, wie auch mehrmals täglich, außerdem der Popo gesäubert werden, da sich sonst zum Beispiel Fliegen festsetzen könnten.

Mittlerweile warten meist schon einige Miezen wie zum Beispiel unser Keks sehnsüchtig auf ihr Frühstück. Dazu werden Teller mit einigen Geschmacksrichtungen befüllt und an verschiedenen Stellen serviert. Während hier dann das große Schmatzen beginnt, gibt es jetzt auch für einige kranken Katzen spezielles Nieren- oder Gastrofutter, diese Miezen werden separat gehalten. Die Teller müssen dann wieder gewaschen und verräumt werden, circa 90 Minuten sind 2 Mitarbeiter so mit dem Frühstück beschäftigt.

Jetzt werden alle Decken, Unterlagen und Bettchen kontrolliert, alles was nicht mehr sauber ist, kommt anschließend in eine unserer 4 Waschmaschinen und später in die 4 Trockner. Jetzt sind unsere inkontinenten Miezen wie Diego an der Reihe, jede wird gebadet und gepudert. Das wiederholt sich dann noch zweimal am Tag.

Kurz vor 09:00 Uhr trifft heute Caro, unsere Betriebsleitung ein. Da sie einen besonderen Blick für Katzen die sich nicht wohl fühlen hat, gibt es zuerst einen Kontrollgang. Anschließend treffen sich die heute anwesenden Mitarbeiter mit Caro zu einer Kurzbesprechung. Dabei berichtet Hendrik, dass Lilly offenbar an Durchfall leidet. Caro bringt sie in die Quarantänestation, dort wird etwas Kot gesammelt und analysiert, erst dann ist klar ob Lilly zum Tierarzt gebracht werden muss.

Jetzt wird es aber höchste Zeit zur Medikamentenausgabe. Die entsprechenden Tabletten, Tropfen und Salben werden verabreicht, wobei es nicht immer einfach ist, den richtigen Patienten zu finden. Anschließend muss jede Medikamentengabe noch dokumentiert werden.

Mittlerweile läutet auch heute das Telefon im Minutentakt, gleichzeitig liefern DHL und UPS diverse Pakete ab. Dabei ist es jetzt aber höchste Zeit mit der Reinigung aller Räume zu beginnen. Die Böden müssen geputzt und desinfiziert werden, natürlich immer von neugierigen Miezen begleitet, während Rosi sich heute die Fenster vornimmt. Logisch dass dabei auch die Arbeit immer wieder für eine kurze Streicheleinheit unterbrochen wird.

Caro schnappt sich den Herrn Gretel, er leidet unter einem Tumor, der sich aber etwas zurückgebildet hat. Heute ist aber Kontrolle angesagt, ein Ultraschall ist notwendig. Der Kater wird dazu an beiden Seiten geschoren, es zeigt sich, dass der Tumor unverändert ist, Caro ist zufrieden. Auch Hendrik ist jetzt unterwegs, er bringt Pumuckl zum Herzultraschall. Bei einer Untersuchung waren unklare Herztöne aufgefallen, beim Schall stellt sich heraus, dass keine weiteren Maßnahmen notwendig sind. Jetzt trifft Madeleine ein, die mit der querschnittsgelähmten Lara eine Physiotherapie durchführt. Auch einige Ataxiekatzen werden heute behandelt, offenbar genießen sie die Übungen.

Jetzt wird es dramatisch. Caro war aufgefallen, dass Katze Morli irgendwie anders läuft, etwas unsicher. Sie kontrolliert ihre Augen, dabei fallen ihr die vergrößerten Pupillen auf. Sie misst den Blutdruck, viel zu hoch, damit ist ihr klar, dass bei Morli der viel zu hohe Blutdruck eine Blindheit verursacht hat. Sie gibt ihr sofort ein blutdrucksenkendes Mittel und fährt mit ihr in die Tierklinik. Dort bestätigt sich Caros erste Diagnose, zur weiteren Abklärung wird ein Venenzugang gelegt. Am nächsten Tag wird Morli wieder nach Hause dürfen, nur durch die schnelle Reaktion von Caro konnte eine Blindheit auf Dauer vermieden werden.
Das Mittagessen fällt heute aus,  immerhin gibt’s einige Riegel Kinderschokolade, also Nervennahrung. Und die wird Caro heute noch brauchen!

Denn während ein Mitarbeiter sich um den angefallenen Müll kümmert, erlebt Caro den nächsten Schock. Ein Paar steht mit einer Katze vor der Tür die ihnen vor einigen Tagen zugelaufen ist. Auf die Bitte, das Fundtier doch zuständehalber in ein Tierheim zu bringen, gibt es nur die Antwort: Nein, das möchten wir nicht, wenn ihr sie nicht nehmt, dann setzen wir sie halt hier aus ! Ende der Geschichte, um die Katze zu retten, darf sie in ein Quarantänezimmer und Caro setzt sich selbst mit einem Tierheim in Verbindung.

Zwischen 14:00 und 16:00 Uhr ist heute Besuchszeit. Eine unserer ehrenamtlichen Helferinnen kümmert sich um die Besucher und achtet darauf, dass möglichst keine Leckerlis gefüttert werden. Denn es kommt immer wieder vor, dass eine Katze später die Nahrung verweigert und wir von einer eventuellen Krankheit ausgehen, dabei hat sie nur zuviele Leckerlis vertilgt. Während sich Caro nun um die Krallen von Skippy kümmert, die wegen einer Fehlstellung der Vorderpfoten öfters gekürzt werden müssen, ist Hendrik wieder in die Tierklinik unterwegs. Hier musste unser Kater Sir Archibald heute Blut spenden, denn Kätzin Leni leidet an einer Anämie. Nachdem Leni nach der Transfusion wieder stabil ist, dürfen beide nun zurück in den Gnadenhof. Hier wird Leni nun von Caro überwacht, während Lebensretter Sir Archibald mit Leckerlis verwöhnt wird.

Jetzt kommt es noch zu einer traurigen Geschichte. Ein älterer Herr bringt nach Absprache seine Katze vorbei. Sissi hatte seine bettlägerige Frau öfters gebissen, deshalb hat er sich sehr schweren Herzens entschieden, Sissi abzugeben. Jetzt ist Caro als Trösterin gefragt, sie tröstet den weinenden Mann und verspricht ihm, dass er seine Sissi natürlich besuchen darf. Die hübsche Sissi wird in ein Quarantänezimmer gebracht und versorgt.

Doch Leid und Freud liegt auch hier nahe zusammen, denn heute darf der an einer Autoimmunkrankheit leidende Wastl auf eine Pflegestelle, eine Tierärztin bei der er in Zukunft leben darf, holt ihn gerade ab. Alle wünschen dem lieben Kerl noch alles Gute , auch ein Tränchen wird verdrückt.

Während dann nochmals durchgewischt und alle Kratzbäume desinfiziert werden, beginnt um 16:00 Uhr die Fütterung. Nachdem Caro noch einige Büroarbeiten erledigt und den neuen Dienstplan erstellt hat, fährt sie heute nach Hause. Leni darf sie begleiten, sie wird die Nacht bei Caro zuhause verbringen.

Im Gnadenhof werden einige Miezen bei einer zweiten Medikamentenrunde versorgt, während ein Helfer im letzten Tageslicht den Rasen von Hinterlassenschaften des Tages säubert. Langsam kehrt dann Ruhe ein, viele Miezen sind nach den Besuchen und dem Abendessen rechtschaffen müde und liegen bereits in ihren Körbchen. Gegen 19:00 Uhrwerden dann meistens die Lichter gelöscht und ein leises Schnarchen klingt durch den Gnadenhof.
So ist wieder ein Tag in unserem Gnadenhof vorbei, für uns war es heute ein guter Tag. Denn jeder Tag, an dem alle unsere Schützlinge so gesund wie eben möglich abends einschlafen, macht uns glücklich. Denn leider müssen wir uns auch immer wieder von lieb gewordenen Miezen verabschieden, die den Weg über die Regenbogenbrücke angetreten haben. Und so schwer und belastend uns jeder dieser Abschiede fällt, bleibt uns doch der Trost, einer alten, kranken oder behinderten Katze einen schönen Lebensabend ermöglicht zu haben.

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