Warum lieb' ich dein Tier mehr als du?

Eine Frage, die mir jedes Mal durch den Kopf schießt, wenn mir wieder eine alte, kranke oder behinderte Katze in die Hand gedrückt wird, mit den Aussagen:
-"𝐉𝐚 𝐚𝐥𝐬𝐨 𝐢𝐜𝐡 𝐰𝐞𝐢ß 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭, 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐧𝐞𝐮𝐞𝐫 𝐏𝐚𝐫𝐭𝐧𝐞𝐫 𝐦𝐚𝐠 𝐝𝐢𝐞 𝐊𝐚𝐭𝐳𝐞 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭, 𝐞𝐫 𝐰𝐢𝐥𝐥 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐬𝐢𝐞 𝐚𝐛𝐠𝐞𝐛𝐞, 𝐬𝐨𝐧𝐬𝐭 𝐭𝐫𝐞𝐧𝐧𝐭 𝐞𝐫 𝐬𝐢𝐜𝐡".
-"𝐇𝐞𝐮𝐭𝐞 𝐀𝐛𝐞𝐧𝐝 𝐟𝐚𝐡𝐫𝐞𝐧 𝐰𝐢𝐫 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐧 𝐔𝐫𝐥𝐚𝐮𝐛, 𝐝𝐚𝐬 𝐠𝐞𝐡𝐭 𝐦𝐢𝐭 𝐧𝐞𝐫' 𝐤𝐫𝐚𝐧𝐤𝐞𝐧 𝐊𝐚𝐭𝐳𝐞 𝐣𝐚 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭."
-"𝐖𝐞𝐧𝐧 𝐒𝐢𝐞 𝐝𝐢𝐞 𝐊𝐚𝐭𝐳𝐞 𝐣𝐞𝐭𝐳𝐭 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐧𝐞𝐡𝐦𝐞𝐧, 𝐟𝐢𝐧𝐝 𝐢𝐜𝐡 𝐬𝐜𝐡𝐨𝐧 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐧 𝐓𝐢𝐞𝐫𝐚𝐫𝐳𝐭 𝐝𝐞𝐫 𝐬𝐢𝐞 𝐦𝐢𝐫 𝐞𝐢𝐧𝐬𝐜𝐡𝐥ä𝐟𝐞𝐫t. 𝐎𝐝𝐞𝐫 𝐢𝐜𝐡 𝐬𝐞𝐭𝐳 𝐬𝐢𝐞 𝐢𝐫𝐠𝐞𝐧𝐝𝐰𝐨 𝐚𝐮𝐬. 𝐄𝐢𝐠𝐞𝐧𝐭𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐤𝐚𝐧𝐧 𝐦𝐚𝐧 𝐟𝐫𝐨𝐡 𝐬𝐞𝐢𝐧 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐝𝐚𝐬 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐬𝐜𝐡𝐨𝐧 𝐥ä𝐧𝐠𝐬𝐭 𝐠𝐞𝐭𝐚𝐧 𝐡𝐚𝐛𝐞".
Nur ein paar Standartsätze, mit denen ich jede Woche mindestens 1 x konfrontiert werde.  
Und es tut mir jedes Mal im Herzen weh, dass mir dieses -für mich wildfremde Tier -  scheinbar so viel mehr bedeutet, als dem Menschen, der die letzten Jahre mit ihm verbracht hat.  

Dass mir dieses wildfremde Tier so viel mehr leid tut, als dem Menschen, dem's gehört, und es mir so viel  wichtiger ist, es RICHTIG medizinisch zu versorgen, selbst wenn es bedeutet, es erst mal wochenlang bei mir zu Hause in meiner Krankenstation zu überwachen.  𝐖𝐚𝐫𝐮𝐦 𝐛𝐢𝐧 𝐢𝐜𝐡 𝐛𝐞𝐫𝐞𝐢𝐭, 𝐦𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐠𝐚𝐧𝐳𝐞 𝐙𝐞𝐢𝐭 𝐝𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐓𝐢𝐞𝐫 𝐳𝐮 𝐰𝐢𝐝𝐦𝐞𝐧, 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐮 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 ?

Am schlimmsten ist es für mich, wenn eine Krankheit eigentlich heilbar gewesen wäre, bei den Besitzern allerdings wochen/monate/jahrelang nicht behandelt wurde, und nun so weit fortgeschritten ist, dass sie eben nicht mehr heilbar ist und definitiv tödlich enden wird..  
Jeder der mich kennt weiß, wie super frustrierend es für mich ist, wenn ich einfach nichts unternehmen kann. Wenn ich stundenlang am Telefon hänge, mit diversen Tierärzten telefoniere, nach jedem Strohhalm greife und manchmal einfach aufgeben muss, weil es keine Möglichkeiten mehr gibt.  

Dann gibt es noch die chronisch kranke Katzen, die von ihren Besitzern niemals die nötigen Medikamente erhalten haben, und nun natürlich aussehen, wie wandelnde Leichen. Ein paar Wochen die richtigen Medikamente - du siehst ihnen die Erkrankung nicht einmal mehr an! 🍀☀️ Tragischerweise werden mir aber auch bereits im Sterben liegende Katzen in die Hand gedrückt. Katzen, denen man nicht mehr helfen kann.

Und ich bin diejenige, die dann den letzten Weg mit ihnen gehen muss. Ich kenne dieses Lebewesen seit 5 Minuten. Ich bin eine völlig Fremde.
Der Weg, den ich dann gehen muss,
ist eigentlich der Weg,
den die Bezugsperson gehen müsste.
Das Tier sucht nach ihr,
aber nur wir sind es,
die da sind.
Meine Tierärztin und ich.
Wir beide begleiten das Tier auf seinem letzten Weg, heulen dabei jedes Mal Rotz und Wasser, ohne das Tier gekannt zu haben.
Uns tut es unheimlich weh. 🌈✨
Dem eigentlichen Besitzer? Scheinbar nicht.

Ganz ehrlich...in diesem Beruf brauchst du wahnsinnig starke Nerven.
Denn egal wie schrecklich unser Tag heute war, egal wie vielen kalten und grausamen Menschen wir begegnet sind und wie viel Leid wir gesehen haben, morgen muss es wieder weiter gehen.
Eine Mitarbeiterin hat mich nach dem Tod einer meiner intensivsten Patienten gefragt, wie ich das mache, dass ich jetzt nicht den ganzen Tag heulend durch die Gegend renne, sondern einfach weiter strikt meiner Arbeit nachgehe.
Die Antwort ist ganz einfach:
Niemand hat was davon, wenn ich die Fassung verliere. Die anderen 80 Katzen brauchen mich auch. Die Menschen brauchen mich, die Tiere brauchen mich.

Und egal wie viel schlimmes man auch erlebt, es muss immer weiter gehen.
Morgen wartet nämlich schon wieder ein anderes Tier, das meine Hilfe braucht.
Man eignet sich einen riesigen Berg an Diplomatie an, um auch mit den schwierigsten Personen zurecht zu kommen und man hinterfragt irgendwann nichts mehr.
Ich kann es ja es eh nicht nachvollziehen, wie man sein Tier abgeben kann, nur weil der neue Mensch in deinem Leben dieses Tier nicht toleriert. Wenn dein neuer Partner dein Tier nicht akzeptiert, dann ist es einfach schlichtweg nicht der richtige Partner! Oder denkst du ernsthaft dein Seelenverwandter(!) der dich wirklich von Herzen liebt, würde dich dazu zwingen, deine geliebten Tiere abzugeben ?!  Nein. Einfach nein. ❌👩‍❤️‍👨

Ich kann es eh nicht nachvollziehen, wie man überhaupt drüber nachdenken kann, in den Urlaub zu fahren 🌴 wenn das geliebte Tier so schlecht beinander ist. Wie man sein Tier - egal aus welchem Grund -  einfach zurück lassen kann. Wie man eine Katzenoma oder einen Katzenopa nach 15 Jahren einfach hergeben kann, weil sie/er jetzt halt ein paar Probleme macht.

Denkst du, wenn du mal 90 Jahre alt bist, machst du keine Probleme ? Dann bist du froh, wenn deine Familie dich trotzdem noch liebt und sich um dich kümmert..👨🏻‍🦳👵🏻

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