G’schichten über Menschen und Schicksale! Der Strasserhof im Wandel der Jahrhunderte!

Heute : Teil 1 „Von der Beulenpest zu Eheproblemen“

Auch wenn der Gnadenhof KatzenTRaum in Ried/Bruckmühl neu erbaut wurde, haben Grund und Boden doch eine lange und interessante Vergangenheit. Schließlich war hier mehrere Jahrhunderte der weithin bekannte Strasserhof beheimatet, dessen Geschichte ja auf besonders tragische Weise endete! Doch dazu später.

Heute und in den beiden nächsten Ausgaben des Newsletters möchten wir euch mitnehmen auf eine Reise durch die vergangenen Jahrhunderte. Also, anschnallen und los geht’s! Wobei das Anschnallen eigentlich garnicht notwendig ist, denn damals reiste man meist zu Fuß. So erzählt man sich, dass Peter Eisenreich, der „Zimmermoasta“ von Bruckmühl einst bis nach Sankt Petersburg ging und dort in 2 Jahren viel Geld verdiente. Dadurch zu Reichtum gekommen trat er wieder den Rückweg an. Doch kurz vor seiner glücklichen Rückkehr wurde er überfallen und beraubt, so dass er arm wie eine Kirchenmaus wieder in Bruckmühl eintraf. Wobei er wirklich ein schneidiger Fußgänger war, der öfter zu Fuß nach Miesbach oder München ging und auch am selben Tag wieder zurückkehrte. Wer es sich leisten konnte, reiste aber natürlich damals zu Pferde oder sogar mit der Kutsche. Doch nun zurück zur Geschichte des Strasserhofs! Wir möchten hier die Geschehnisse rund um den Hof seit seiner ersten Erwähnung in den Chroniken begleiten und dabei auch einen Blick auf das Leben in Bayern während dieser Zeit werfen.

Erste Hinweise auf den Hof finden sich bereits im 14. Jahrhundert. Damals hatte die Beulenpest in Europa gewütet und vielen Millionen Menschen das Leben gekostet. Der Bauernstand ächzte unter harten Frondiensten und hohen Abgaben. Ausgangspunkt der Geschichte ist der Moarhof in Ried, der damals in Besitz der Familie Sturzenbacher war. Deren Sohn Paul erhielt als Erbteil offenbar ein Viertel des Hofes und verkaufte diesen an das Kloster Fürstenfeld bei Fürstenfeldbruck, das auch heute noch besteht ! Hierbei dürfte es sich um den späteren Strasserhof gehandelt haben. Gesamt war der Moarhof offenbar ein sehr stattliches Gehöft, zu dem auch eine Mühle gehörte. Diese brannte im 14. Jahrhundert wohl bis auf die Grundmauern nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Die erste urkundliche Erwähnung des Strasserhofs erfolgte dann 1451. Hier wurde als neuer Besitzer ein Hainz von pranntstatt eingetragen. Wobei der Name Pranntstatt oder Pranntstetter in der Gegend recht verbreitet war. Dies deutet auf oftmalige Brände hin, da der Name heute mit Brandstatt oder Brandstätte übersetzt werden würde. Wobei der Begriff „Strasserhof“ wohl nicht auf einen ehemaligen Besitzer, sondern auf seine Lage direkt an der Straße zurückzuführen ist.

Als neuer Besitzer ließ sich 1487 der Göttinger Müller, Stephan Müller eintragen, dessen Frau Barbara das Anwesen als Erbteil erhalten hatte. Dazu muss man wissen, dass der Besitzer eines Hofes diesen zwar bewirtschaften durfte, dafür aber festgelegte Abgaben und Frondienste an die sogenannten Grundherren leisten musste. Hier handelte es sich meist um Adel oder Klöster, wobei der größte Grundherr meist der König war. Diese verpachteten praktisch Grund und Boden an den Bauern. Wobei sich die Höhe der Abgaben nach Größe und Viehbestand des Bauern richtete. Dazu wurden die Bauern in Ganze Höfe, Halbe Höfe, Viertel Höfe, Achtel Höfe, Sechzehntel Höfe und so weiter eingestuft. Ein ganzer Hof musste eine ganze Familie samt Gesinde ernähren und war immer ein Vollerwerbsbetrieb. Er besaß mindestens 4 - 6 Pferde und 4 Ochsen. Ein Halbbauer hingegen sollte 2 Pferde und 1 - 2 Ochsen sein Eigen nennen. Während ein Viertel-Hof 1 Pferd und 1 Ochsen hatte, genügten beim Achtelhof 1 - 2 Kuhgespanne. Ein Sechzehntel - Bauer verfügte eher selten über 1 Kuh, dafür versorgte er 1 - 2 Milchziegen. Zum Schluss gab es noch den Taglöhner in einem Zweiunddreissigstel - Hof, er lebte meist mit 1 Milchziege. So mussten die Bauern auch zu den Frondiensten beim Grundherrn antreten, ein „Ganzer Hof“, auch Meier oder Mayr genannt, musste also mit 4 Pferden erscheinen, während ein Kleinhäusler mit Schaufel oder Mistgabel antrat. Frondienste konnten bis zu 4 Tage der Woche beanspruchen. Erst später im Jahr 1848 entfielen die Abgaben und Frondienste und wurden durch ein Steuersystem abgelöst. Ganz schön kompliziert, oder ? Und was war nun der Strasserhof ? Es dürfte sich um einen Viertel Hof gehandelt haben, dies geht zumindest aus einem Grundbucheintrag von 1806 hervor.

Anfang des 16. Jahrhunderts, wohl 1509 bezog Kilian Albrecht den Strasserhof. Dies ist deshalb besonders erwähnenswert, weil dieser Gebietsamtmann war. Die Amtmänner saßen sonst auf dem Weiglhof in Waith und durften diesen jeweils bis zu ihrem Tod bewirtschaften. Der Amtmann kümmerte sich um einfache Rechtssprechung, Erhebung der Abgaben und unterstützte so den Grundherrn. Amtmänner wurden grundsätzlich besser behandelt und hatten auch bedeutend weniger Abgaben zu leisten. Wohl nicht zufällig entstand aus dem Amtmann später der Begriff Beamter.

1560 hieß der Besitzer dann Hans Albrecht. In dieser Zeit war die Ortsangabe „aus der Au“ üblich oder auch Au bei Ried. In den folgenden Jahrzehnten gab es häufig wechselnde Bauern. 1671 standen im Stall des Strasserhofs 1 Pferd, 2 Kühe und immerhin 2 Jungrinder. Der Witwer Kaspar Schuster übernahm dann 1721 das Anwesen. Zu der Zeit verfügte der Hof über 2 Pferde, 2 Kühe, 1 Jungrind und 2 Frischlinge. Vom Schuster Kaspar weiß man, dass er 1726 in dritter Ehe die 44jährige Jodltochter aus Mittenkirchen, Martha Ellmayer heiratete. Kurz nach der Eheschließung starb er allerdings, so dass die Witwe 1728 dem Andreas Krämer von Aising das Jawort gab. Die Ehe scheint aber nicht besonders glücklich gewesen zu sein, den schon 1 Jahr später überließ sie den Hof ihrem Bruder, da ihr Gatte „eheflüchtig“ wurde. Er hatte sich „ganz corrupt schon vor einem halben Jahr auf und davon begeben“ ! Über die näheren Umstände der Flucht nach 6 Monaten Ehe ist leider nichts bekannt, aber der frischgebackene Ehemann wird wohl seine Gründe gehabt haben. Wobei man grundsätzlich festhalten muss, dass in der „guten oiden Zeit“ uneheliche Kinder und Trennungen absolut nicht unüblich waren.

Soweit Teil 1 der G’schichten um den Strasserhof, im nächsten Newsletter geht’s um den Kaspar Maier und seine Familie, über den es einiges zu berichten gibt !

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